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24h-Lauf in Heilbronn im Oktober 2020

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Vision Spartathlon - Anfang 2020

Das Projekt „100“ hat mich einfach nicht mehr losgelassen. Diese Herausforderung geschafft zu haben hat mich erfüllt und mir viel Spaß bereitet. Das erlernte Wissen im Vorfeld rund um Ernährung, Physio, Lauf- und Mentaltraining hat mich wirklich fasziniert. Ein neues Ziel zu finden war für mich danach zwar ein gewisser Findungsprozess, aber Anfang 2020 stand für mich fest, mittelfristig den Spartathlon in Griechenland zu laufen. Der 24h Lauf war somit ein Meilenstein, um zunächst wichtige Erfahrung zu sammeln. Und das hat mich riesig motiviert.

Die ursprüngliche Idee war es, im Juli in Dettenhausen zu laufen. Mein Laufplan war wieder von dem Weltmeister über 24h – Florian Reus – erstellt und darauf abgestimmt. Dann wurden alle Läufe nach und nach abgesagt. 

Auch während der schwierigen Zeit konnte ich im Freien laufen und orientierte mich weiterhin an meinem Laufplan. Jede Woche hatte ich im Schnitt vier Trainingsläufe, einen Hauptlauf und weitere, um auf eine gewisse Wochendistanz zu kommen. 

Der Lauf, oder besser die Vorbereitung dazu, war mit meiner Familie abgestimmt. Einmal die Woche bin ich von der Arbeit von Ebingen nach Wessingen gelaufen, alle weiteren Läufe waren morgens zwischen 5-7 Uhr, somit hat meine Familie mich oft gesehen, und das war mir natürlich sehr wichtig.

Meine Vorbereitung

Das Konzept beinhaltete drei Phasen – langsam im Januar wieder Tritt zu fassen, mit maximalen Läufen bis 20 km und einem Wochenumfang von ca. 40 km. Danach kam die wichtige Stufe, die Fettverbrennung über jeweils 35 km Läufe zu aktivieren. Und zum Schluss die spezifische Vorbereitung mit zwei Läufen, einmal über 50km und das andere Mal über 60km, mit Wochenumfängen von jeweils 100km.

Die Regeneration konnte ich in der Schlussphase zusätzlich verbessern, indem ich eine Aktivierung der Blutzirkulation durch eine Vakuumtherapie erreichte.

Die Streckenstrategie war, einen Pace von 7.5 min/km durchgängig für die Distanzen 35, 50 und 70 km zu laufen, um danach die Halbzeitgrenze zu erreichen. Die 100 km Marke kam so ab 15 Stunden. Also ein wenig langsamer als beim 100er zu laufen und mit dem Ziel, 150 km zu schaffen.

Da alle Läufe abgesagt waren, gab es eine große Ungewissheit. Auf welches spezifische Datum sollte ich hin trainieren? Zufällig habe ich von einem privaten Lauf Anfang Oktober in Heilbronn erfahren. Die Ernährung musste zwar selber organisiert werden, Umkleidekabinen konnten nicht zur Verfügung gestellt werden, aber egal. Es gab einen Lauf, und das zählte für mich.

Somit konnte ich die Peakwochen und auch das Tapering (Erholungsphase vor dem Wettkampf) an diesem Datum ausrichten.

Die Anspannung vor dem Lauf war hoch, ich hatte keine Erfahrung mit einem 24h Lauf. Wie wird das Wetter bzw. welche Kleidung muss ich mitnehmen? Was passiert nachts? Bekomme ich Schmerzen, hält mein Körper das durch, was passiert, wenn ich müde werde? Vertrage ich die abgestimmte Ernährung? Ich hatte mich im Vorfeld wieder mit meinem Ernährungscoach Burkhardt Fisch ausgetauscht. Wir hatten eine hybride Strategie entwickelt: eine Energiegewinnung aus Fettverbrennung und immer wieder aufzufüllenden Kohlenhydraten. Zusätzlich war die Flüssigkeits- und Elektrolyten-Zufuhr ausgerechnet und zeitlich abgestimmt. Meinen mentalen Werkzeugkoffer, den ich im Vorfeld zum 100er mit meinem Coach (Marjeta Gurtner, diplomierte Mentaltrainerin aus der Schweiz) abgestimmt habe, hatte ich wieder dabei und die meisten Trainingsläufe habe ich absolviert.

Es konnte also endlich – nach 9 Monaten Vorbereitung – losgehen. Mein Arzt und mein Physio haben mir grünes Licht gegeben. Ähm, und meine Frau natürlich auch!!

Mein Freund Carsten, der eigentlich mitlaufen wollte, kurz vor dem Lauf aber Probleme am Fuß bekommen hatte, begleitete mich. Wir sind dann früh morgens nach einem kleinen Frühstück nach Heilbronn gefahren.

Samstag um 11 Uhr ging der Lauf los.

Zum 24-Stunden-Lauf

Die Strecke war 2,5 km lang, ein Rundparkour, im Zentrum ein schöner Teich, eine Runde hatte insgesamt 20 Höhenmetern. Die erste Hälfte ging mit Anstiegen und Schräglagen an einem Feld entlang, die zweite Hälfte war asphaltiert und nachts beleuchtet.

Ich kam nicht so richtig in meinen Flow, da die Strecke sehr abwechslungsreich war. Und das war meine größte Herausforderung. 

Insgesamt sind so an die 35 Läuferinnen und Läufer mitgelaufen. Der eine Läufer mit 15x Biel Erfahrung, ein weiterer als Finisher vom TorTour de Ruhr Lauf (230km). Bei diesen Läufern ist mir aufgefallen, dass sie eher einen schnelleren Gehschritt nach vorne ausgerichtet durchpushten, ich versuchte, einen Schleppschritt durchzuhalten.

Um 20 Uhr war es stockdunkel, man konnte nur mit Stirnlampe weiterlaufen. Langsam wurde es auch kalt, zum Glück hat es nicht geregnet und die Verpflegung habe ich gut vertragen. Durch die diversen Schräglagen habe ich mir Blasen an den Füßen geholt und ab 1 Uhr morgens waren es zwei Grad, ich hatte vier Schichten an. Bis dahin war ich ohne größere Pausen an die 100 km größtenteils alleine unterwegs. Langsam wurde ich müde. Mittlerweile konnte die Hälfte der Strecke nur begangen werden, da der Untergrund rutschig und nass geworden war.

Eine Sternschnuppe war plötzlich bei sternenklarem Himmel zu sehen, einfach wundervoll. Ein toller Moment. Ich fühlte mich kosmisch eingebettet.

Die erste große Pause kam näher und näher. Erfahrene Läufe berichten von einem sogenannten Powernap von maximal 20 min, ansonsten kommt man nicht mehr in die Gänge. Ich musste mich 90 min im Auto sitzend ausruhen, um 3 Uhr konnte ich noch 10 km dazu legen, dann die nächste Pause, diesmal bis um 7 Uhr morgens. 

 

Insgesamt bin ich 125 km bei ca. 1300 Höhenmeter gelaufen. Ich war 20 Stunden auf den Beinen.

Nach dem 24-Stunden-Lauf

Tatsächlich war ich auf der Heimfahrt zwar müde (Carsten ist zurück gefahren) aber auch sehr zufrieden und glücklich. Hunger hatte ich keinen, mein Körper hat sich zwar schwer angefühlt, aber ich hatte keine Schmerzen. Ich habe wertvolle Erfahrung gesammelt.

 

Am Montag nach dem Lauf ging es wie immer zur Arbeit, ich hatte keinen Muskelkater, allerdings war ich ein wenig ungelenk unterwegs. Ansonsten habe ich den Lauf gut überstanden. Mittlerweile habe ich mir eine Lessons Learned Liste erstellt. Optimierungen bezüglich Pausenmanagement gibt es schon.

Unterm Strich war für mich wichtig, dass ich gesund die 24 h geschafft habe. Dafür bin ich sehr dankbar. Nächstes Jahr im Sommer gibt es in Dettenhausen wieder einen offiziellen Lauf, auf den ich mich vorbereite, der wird dann auch hoffentlich stattfinden!

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